Vor ziemlich genau einem Jahr formulierte der 1. FC Düren das Ziel ganz konkret. Das bei der Gründung skizzierte Vorhaben, in die Fußball-Regionalliga aufzusteigen, sollte nun endlich umgesetzt werden. Schon im Vorjahr war das die Vision, doch das Coronavirus machte dem jungen Club einen Strich durch die Rechnung. In der Saison 2021/2022 wurde Düren nicht mehr vom Virus ausgebremst – und prompt gelang es, das Ziel zu erreichen.
Düren spielte eine Saison der Superlative, die an diesem Sonntag, 12. Juni, ihren Schlussakt erfährt, wenn der FCD im vorerst letzten Mittelrheinliga-Spiel auf der heimischen Westkampfbahn den SV Eilendorf (15 Uhr) empfängt. Eingebettet ist die Begegnung in die Meisterfeierlichkeiten, zu denen die Dürener Mundart-Band Echte Fründe (ab 14 Uhr), die auch die Vereinshymne schrieb, und auch die Kölner Kultband Höhner (nach dem Schlusspfiff, ca. 17 Uhr) dem Verein musikalisch zum Aufstieg gratulieren.
Der frisch gebackene Regionalliga-Aufsteiger blickt auf eine außergewöhnliche Spielzeit zurück. Am drittletzten Spieltag machte Düren die Meisterschaft mit einem 4:0-Sieg über Blau-Weiß Friesdorf klar, weil parallel der FC Hennef gegen Frechen 20 mit 1:2 verlor. Dass es ein so lange andauernder Aufstiegskampf werden würde, deutete sich schon früh in der Saison an.
Nach dem fulminanten Auftaktspiel, das der 1. FC Düren gegen Viktoria Arnoldsweiler bestritt und mit 4:2 gewann, folgte ein 1:1 beim Siegburger SV. Ein 7:0-Erfolg im Heimspiel gegen Wesseling-Urfeld rundete den guten Saisonstart ab. Doch obwohl die kommenden fünf Spiele allesamt siegreich gestaltet wurden, ließen die Konkurrenten nicht locker. Sowohl der FC Hennef als auch Bergisch Gladbach blieben dran. Auch die weitere Hinrunde verlief erfolgreich für Düren. Punkte ließ das Team beim VfL Vichttal (2:2) und bei Blau-Weiß Friesdorf (0:0) liegen. Die einzige Niederlage kassierte der FCD in Frechen.
Im Mittelrheinpokal überwinterte der Club, denn der Reihe nach wurden der VfL Alfter (2:0), Frechen (4:1) und Eintracht Hohkeppel (3:1) bezwungen. Erst Anfang April war vor mehr als 1000 Zuschauern auf der Westkampfbahn Schluss in dem Wettbewerb, den der FCD 2020 gewinnen konnte. Gegen Regionalligist Fortuna Köln unterlag der 1. FC Düren unglücklich mit 0:1.
In der Mittelrheinliga fuhr Düren bis dahin – ein 1:1 in Arnoldsweiler ausgenommen – wieder Sieg um Sieg ein. Und auch vom Pokalaus ließ sich die Mannschaft nicht beirren. Einem 3:1 gegen Deutz 05 folgten drei hohe Siege: Gegen den VfL Vichttal (6:0), Fortuna Köln II (7:1) und den zu diesem Zeitpunkt ärgsten Verfolger Hennef (5:1) kam die Offensive zur vollen Entfaltung. Gerade der Erfolg gegen Hennef, der auch in der Höhe verdient war, ließ aufhorchen. Zwar folgte in der Woche darauf ein 1:1 beim FC Hürth, doch Düren zeigte mit einem 5:0 gegen Frechen und einem 7:0 im Derby bei Borussia Freialdenhoven den Aufstiegswillen. Am drittletzten Spieltag war er dann fix. In Düren ertönte der Schlusspfiff einige Minuten vor dem Ende der Partie in Hennef. Schnell kramten die Spieler ihre Smartphones hervor und bildeten eine Traube, um zu verfolgen, was auf dem anderen Platz geschehen würde. Als die Niederlage von Hennef feststand, gab es kein Halten mehr. Sekt- und Bierduschen mussten FCD-Coach Giuseppe Brunetto und sein Trainerteam über sich ergehen lassen. Sie werden es gerne in Kauf genommen haben.
In den letzten beiden Saisonspielen möchte Brunetto den Spielern Einsatzzeit geben, die weniger zum Zug kamen. Der zweite Anzug saß aber auch im Topspiel bei Bergisch Gladbach. Nach einem 1:3-Rückstand sprang noch ein 3:3 heraus. Schon jetzt dürften die erreichten 84 Punkte die Bestmarke in der Mittelrheinliga-Geschichte sein. Ebenso die 108 Treffer, von denen Marc Brasnic allein 30 erzielte und damit einen neuen Torrekord aufstellte. Gewinnt der FCD auch noch das Heimspiel gegen den SV Eilendorf, würde die Statistik weiter ausgebaut werden. Zudem hätte Düren dann jedes Heimspiel gewonnen. Der SVE muss seinerseits aber mindestens einen Punkt holen, um nicht abzusteigen – für Spannung ist also gesorgt.
Bleibt nur noch die Stadionfrage ungeklärt. Nach aktuellem Stand dürfte der 1. FC Düren kein RegionalligaSpiel in seinem „Wohnzimmer“ austragen, weil der Gästebereich ausgebaut werden muss. Größter Kostenfaktor dabei ist eine Zaunanlage zur Abtrennung der Gäste- von den Heimfans. Nachdem ein Antrag auf Förderung bei der Stadt Düren abgelehnt wurde, muss der Club das nötige „Kleingeld“ in Höhe von 300.000 Euro selbst aufbringen. Dafür ist der Verein auf die Unterstützung von Fans und Gönnern angewiesen. Symbolisch kann zum Heimspiel gegen den SVE ein Zentimeter Zaun für zehn Euro erworben werden. Schafft Düren es nicht, die Summe aufzubringen, müsste die Mannschaft mangels Alternative den Kreis Düren verlassen. (red)