Ob Sanierung, Umbau, Hausbau oder Abriss - bei der Entsorgung des Bauschutts folgt die teure Überraschung. Rund zehn bis 15 Prozent sind die Entsorgungspreise im bundesweiten Schnitt in den vergangenen fünf bis zehn Jahren gestiegen, schätzt Michael Weiß vom Deutschen Abbruchverband. Örtlich sind noch radikalere Preisschübe von bis zu 40 Prozent möglich. Der Grund: abweichende Vorgaben und Entsorgungsmöglichkeiten in den einzelnen Bundesländern.
Konkreter benennen kann auch Ilona Klein, Pressesprecherin des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, die Preissteigerung nicht. Es gibt keine bundesweiten Statistiken. Sie gehe aber davon aus, dass sich die Kosten im privaten Bereich analog zu denen im gewerblichen entwickeln. Und die sind für die Bauunternehmen in den vergangenen vier Jahren enorm gewachsen. Vor allem für die Entsorgung von Bodenaushub.
Die Branche ist nicht gierig
„Das ist keine normale Preissteigerung - und die Branche ist nicht gierig“, sagt Michael Weiß. Für die gestiegenen Kosten gibt es gleich mehrere Gründe: In den Gebäuden wurden im Laufe der Jahre vielfältige Materialien verbaut. Diese lassen sich teils nur aufwendig trennen. Ein Beispiel sind etwa mit Styropor verklebte Bitumenbahnen in Häusern aus den 70er und 80er Jahren.
Dann sind die Auflagen strenger geworden: Mehr Materialien müssen in die Sonderentsorgung. Das führt teils zu weiteren Transportwegen. Und viele Baustoffe sollen recycelt werden. Was gut für die Umwelt ist, zieht gleichzeitig mehr Arbeit für die Branche nach sich: Die Stoffe müssen vermehrt "sortenrein" entsorgt werden - also auch wieder aufwendig getrennt werden. Etwa Fliesen von Betonresten oder Ziegel vom Mörtel und Putz befreit werden.
Das alles gilt auch für private Sanierer und Renovierer, die einen Container selbst befüllen: Wer Bauschutt möglichst günstig entsorgen will, muss die Bestandteile so gut wie möglich voneinander trennen. Sonst müssen das die Profis auf der Deponie oder im Recyclinghof machen. „Das ist Handarbeit, und die ist teuer“, sagt Stefan Schmidmeyer vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung. Zum Vergleich: Laut Ilona Klein kosten gemischte Abfälle im Gewerbebereich, also was Firmen von der Baustelle entsorgen, zwei bis dreimal so viel wie sortenreine Abfälle. Bei der Trennung sollte man gründlich vorgehen. Denn um gemischten und damit teureren Schutt handelt es sich auch dann, wenn nur ein kleiner Teil der Baustoffe im Container als bedenklich bewertet wird.
Was getrennt werden muss, ist regional unterschiedlich. Die meisten Entsorger unterscheiden den Abfall nach Bauschutt ohne Schadstoffe und nach verunreinigtem Material. Letzteres können zum Beispiel schon Tapetenreste am Mauerwerk sein.
Da lohnt es sich, vor der Fahrt zum Entsorger zu fragen, was in den jeweiligen Container darf und was nicht. "Dinge, die sich nicht zuordnen lassen, können in einem Extra-Behälter transportiert und dann auf dem Recyclinghof gemeinsam mit dem Personal zugeordnet werden“, rät Stefan Schmidmeyer. "Das spart Geld."
Alte Baustoffe sind nicht immer gleich Müll
Einen weiteren Spartipp hat Reimund Stewen vom Verband Privater Bauherren (VPB): So viel wie möglich wiederverwenden, etwa Ziegel, Holzbalken, Fenster, Türen und viele andere Bauteile. Sie lassen sich manchmal sogar bei der Modernisierung am eigenen Haus weiternutzen.
Und es gibt Fachhändler und Baustoffbörsen, die solche Materialien aufkaufen und für Renovierungen alter Häuser weiterverkaufen. Aber auch in Neubauten werden schon mal gerne gut erhaltene alte, wenn nicht gar historische Baustoffe eingebaut. Und selbst wenn es kein Geld für die Materialien gibt, ist manchmal wenigstens die Abholung kostenlos.
Ein hoher Kostenfaktor können gefährliche Stoffe wie Asbest sein. Auch künstliche Mineralwolle und Dämmstoffe aus Styropor müssen sorgfältig von anderen Materialien getrennt und extra entsorgt werden, sagt Entsorgungsprofi Stefan Schmidmeyer. Im Fall von krebserregendem Asbest be renkate müssen sogar su Fachfirmen Face den sicheren Ausbau übernehmen. Das ist so gesetzlich vorgeschrieben.
So mancher Bauherr ist damit überfordert, gefährliche Baustoffe oder Schadstoffe überhaupt zu erkennen. Die professionelle Hilfe kostet zwar Geld, aber es lässt sich laut den Experten nach hinten raus einiges einsparen, wenn der Abfall korrekt getrennt wird. Denn Bauherren und Sanierer müssen wissen: Sie halten den Kopf für ihren Abfall hin. „Auch wenn sie keine Fachkenntnisse haben, haften sie, wenn etwas falsch entsorgt wird“, sagt Reimund Stewen, Leiter des VPB-Regionalbüros Köln. "Sie sind sogar dann haftbar, wenn eine von ihnen beauftragte Firma Fehler macht.“ Nachfragen zur Gesetzeslage und den kommunalen Vorschriften richten Bauherren an ihre zuständigen Umweltbehörden und an die Entsorgungsbetriebe.
Und noch ein Tipp für alle mit Weitsicht: Schon während der Neugestaltung an einen möglichen Rückbau des Gebäudes in weiter Zukunft denken. Denn nachhaltiges Handeln und der schonende Einsatz von Ressourcen werden immer bedeutender. (dpa)
Wann lohnt sich die Sanierung?
Geerbte Häuser stehen oft auf begehrten Grundstücken. Doch sie haben durchaus einen hohen Sanierungsbedarf.
Das Haus von Oma und Opa ist für die Enkel oft ein Sehnsuchtsort, der mit vielen schönen Erinnerungen verbunden ist. An die Besuche bei den Großeltern, wenn Oma die Lieblingsgerichte kochte, und an den großen Garten, der für die Kinder zum Abenteuerspielplatz wurde.
Jetzt stehen viele Erben vor der Entscheidung: Soll ich mit meiner Familie in das Haus der Großeltern ziehen? Ist es möglich und sinnvoll, das Gebäude aus den 50er oder 60er Jahren auf einen modernen Stand zu bringen oder baut man auf dem Grundstück besser neu? Grundsätzlich gilt: Die rosarote Brille bringt gar nichts. Auch wenn es schwerfällt, aber das Haus muss mit den Augen eines neutralen Fachmanns begutachtet werden. „Die meisten neuen Eigentümer sind sich unsicher in der Bewertung der baulichen Situation eines Gebäudes. Was auf den ersten Blick harmlos erscheint, kann sich als groBer Schaden entpuppen - und umgekehrt“, sagt Ulrich Zink, Vorstandsvorsitzender des Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung in Berlin.
Das zu prüfen, kann sich aber lohnen. "Häuser aus dieser Zeit haben eine gewisse Grundsolidität. Damit dürfte die Aufrüstung auf einen attraktiven Gebäudezustand oft sinnvoll sein.“
Bei der Begutachtung sollten die Erben grundsätzlich beide Optionen im Blick haben - Sanierung und Neubau. Der Verband Privater Bauherren (VPB) rät, immer zuerst den Bebauungsplan einzusehen, denn das kann die Entscheidung beeinflussen. Während alte Gebäude Bestandsschutz haben, muss ein Neubau dem geltenden Bebauungsplan entsprechen. Da sind manche Vorstellungen vom Wohnen vielleicht nicht möglich.
Daneben spielen die allgemeinen Schwachstellen eines Bauwerkes eine Rolle bei der Abwägung, ob sich die Sanierung lohnt. „Bei Gebäuden aus diesen Jahren sind das Feuchtigkeit im Keller, Schäden an der Fassade, also am Putz und an den Fenstern. Außerdem sind Schäden am Dachstuhl, und an der Dachdeckung häufig", zählt Ulrich Zink auf.
Nach den Erfahrungen des Bausachverständigen Reimund Stewen müssen in jedem Fall die kompletten Wasserleitungen erneuert werden. „Oft wurden noch Blei- oder Stahlrohre verbaut, das geht heute gar nicht mehr.“ Auch das Heizungssystem und die Stromleitungen sind nach einem halben Jahrhundert nicht mehr auf der Höhe der Zeit.
Daher sagt der Bauexperte: "Wer ein altes Haus auf einen modernen Stand bringen will, muss schon erheblich investieren. Das Haus wird dabei fast in den Rohbauzustand zurückversetzt.“ Aber mit viel Geld und gutem Willen lässt sich jedes Haus in ein modernes Gebäude verwandeln. Und ein großer Vorteil dieser Häuser ist ihre Lage. Sie stehen oft auf großen Grundstücken mit eingewachsenen Gärten. Und das relativ zentral, weil die Neubaugebiete damals noch näher am Stadtzentrum lagen. (dpa)