Themenwelten

Einkaufen im Jülicher Land

Historischer Krimi mit viel Lokalkolorit

ANZEIGE

Dagmar Hansen orientiert sich im Roman „Ausgesegnet" an wahren Begebenheiten im Jahr 1809.

Historischer Krimi mit viel Lokalkolorit

Historischer Krimi mit viel Lokalkolorit
Dagmar A. Hansen blickt mit ihrem historischen Roman „Ausgesegnet" vielschichtig auf das Leben in der Region vor mehr als 200 Jahren. FOTO: (C) PATRICIA HECK, STUDIO AUSDRUCKSSTARK

Die Barmenerin Dagmar Hansen hat einen historischen Kriminalroman geschrieben, der auf wahren Begebenheiten in unserer Region beruht. Hinweise auf,wahre Begebenheiten" kennen wir aus dem Vorspann vieler Filme und Serien - nicht immer stimmt diese Behauptung. Im Fall von Dagmar Hansen und ihrem Werk „Ausgesegnet“ ist das anders. Der Roman führt die Leserinnen und Leser zurück in das Jahr 1809.

Was ist damals passiert?

Nach einer sommerlichen Tanzveranstaltung wird die 17-jährige Magdalena Bülles in einem Kornfeld bei Aachen tot aufgefunden. Sie ist offenbar misshandelt worden. Ihr sechsjähriger Bruder, der sie begleitete, stirbt kurz darauf an schweren Verletzungen. Die Menschen sind aufgewühlt, die Angst geht um. Noch nie wurde ein solch schreckliches Verbrechen in dem beschaulichen Dorf vor den Toren Aachens verübt. Polizeikommissar Korwin Middelberg wird mit den Ermittlungen betraut und trifft auf ein Geflecht von Lügen. Bald schon fällt der Verdacht auf einen Wanderarbeiter.

Ist er am Ende tatsächlich für den Tod der beiden Opfer verantwortlich oder docheiner der Einheimischen?

Diese Fragen und einige mehr beantwortet das im Plattini-Verlag erschienene Buch. Das Buch führt zudem anschaulich in die Lebenswelt der Menschen in unserer Region vor gut 200 Jahren ein- und zwar in die Lebenswelt von Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Dagmar Hansen zeigt ihren Leserinnen und Lesern vieles über Kleidung Essgepflogenheiten und Sprachgebrauch dieser Zeit. Eine ordentliche Prise Humor und Romantik gehören ebenfalls zu den Zutaten des Romans.

Klar, bei Katzenfreundin Dagmar Hansen muss zudem ein Kater namens Robespierre mitspielen. „Mit Robespierre, dem charmanten Rabauken, habe ich meinem ersten Kater Tamino ein Denkmal geschaffen. Für meine jetzigen Gefährtinnen wird es auch Platz in künftigen Geschichten geben“, blickt Dagmar Hansen, die mit ihrem Mann und zwei Katzen in Barmen bei Jülich lebt., Von der Idee bis zum Buchdruck vergingen ungefähr zwei Jahre. Ich schrieb etwa ein Jahr. Die übrige Zeitnahmen Recherchen, eigene Überarbeitungen und die Sichtung durch das Korrektorat und Lektorat ein. Der Fehlerteufel ist ein nicht zu unterschätzender Gegner", weiß die gelernte Hauswirtschafterin mit einem Faible für das Mittelalter. Ganz so weit führt dieser Hansen-Roman nicht zurück...

Mit Würselen, Burtscheid und dem alten Gefängnis Mennebruer", Aachener Markt und Rathaus sowie dem Justizgebäude in Aachen streift die Kriminalgeschichte jedoch noch viele weitere Orte der regionalen Vergangenheit Anno 1809. Die französischen Besatzer dieser Zeit, die damit eng verbundene Rechtssprechung, Polizeiarbeit sowiedas Örtliche BrauchtumStichwort Würselener Jungenspieleund das heimliche Feiern des Karnevals - oder Randnotizen zur Industriegeschichte Aachens (Tuchproduktion) sind weitere Elemente.

Wie prägend die französische Besatzungszeit selbst war, ist teilweise noch heute verwendeten Dialektwörtern zuentnehmen. Dagmar Hansen erinnert daran nach 32 Kapiteln, die Geschehnisse vom 14. Juni 1809 bis 20. November des gleichen Jahres umfasst, in einem Nachwort. Dabei macht die Autorin zudem nochmal auf den wahren Kern der Geschichte aufmerksam.

Neben den erwähnten und heute noch bekannt klingenden Familien- und Ortsnamen ist die 1964 geborene Schriftstellerin an manchen Stellen (scheinbar) sehr detailverliebt, wenn sie etwa schildert, wie Aachener Gefangene quasi als „Versuchskaninchen“ für testweise konservierte Lebensmittel herhalten mussten.

Zu Zeiten Napoleons ein kriegswichtiger Faktor, um die Versorgung des Heeres unabhängiger von Plünderungen zu machen. So viel zum historischen Kern der Zeilen. „Hier setzte meine Fantasie ein, denn der Weg des Fortschritts ist mit Fehlschlägen gepflastert. Wer schon Misserfolge vom Teller löffeln musste, wird sicherlich nicht auf eine weitere Erfahrung erpicht gewesen sein, sondern diese an jene weitergegeben haben, die in der Hierarchie unter ihm standen", weckt Dagmar Hansen hiermit vieldeutig die Neugier auf weitere Details.

Intensive Recherchen nötig

Um möglichst authentisch über das Leben der Menschen vor 200 Jahren schreiben zu können, hat Dagmar Hansen intensive Recherchen auf sich genommen.

"In diesem Fall brauchte es hauptsächlich einen Internetzugang, einen historischen Stadtplan und eine Expertin, die auf historische Kleidung spezialisiert ist. Und viele, viele Bücher aus der Zeit um 1800, um ein Gespür für die Sprache zu bekommen. Besonders gerne habe ich die Benimmregeln, das Handbuch für Polizeidiener und die Kochbücher durchstöbert", kommt die Barmenerin mit dem letztgenannten Punkt auch auf eine weitere persönliche Passion zu sprechen - das Kochen.

In der Gunst der Steckenpferde liegt das Schreiben aktuell allerdings wieder deutlich in Führung: „Für das Frühjahr des kommenden Jahres ist das Erscheinen meines nächsten Kriminalromans geplant. Dieser handelt von Aachens mondänem Kur- und Badeleben und einem Waisenhaus und spielt im Jahr 1810. Aktuell habe ich mich wieder dem Mittelalter zugewandt und begebe mich allabendlich zu einem Mordfall ins 14. Jahrhundert." (phan)