In den vergangenen Jahrzehnten hat die Lebenserwartung deutlich zugenommen und wegen der demografischen Alterung steigt die Zahl älterer Personen mit alters- und krankheitsbedingten Einschränkungen. Über zwei Millionen Pflegebedürftige werden zu Hause gepflegt. Von diesen sind viele vorübergehend oder dauerhaft auf Hilfe und professionelle Pflege angewiesen. Björn Guske, Leiter des Servicezentrums Häusliche Pflege am St.-Antonius-Hospital (SAH) weiß davon ein Lied zu singen: ,,Die pflegenden Angehörigen sind nach wie vor der größte Pflegedienst Deutschlands und bleiben somit das Rückgrat in der häuslichen Pflege."
Von den aktuellen Entwicklungen wie Kostensteigerungen und Kaufkraftverlust ist dieser Personenkreis besonders betroffen, so Guske. Vor allem die Energiepreise machen nicht nur den Pflegebedürftigen, sondern auch den Pflegebetrieben das Leben schwer. „Wir müssen die Finanzen im Auge behalten, auch wenn wir andererseits eine sehr hohe pflegerische Verantwortung tragen. Wir arbeiten schließlich nach dem Wirtschaftlichkeitsprinzip. Gewinne machen wir nicht, aber wir müssen ökonomisch sinnvoll arbeiten. Denn auch morgen muss die Versorgung der Menschen mit unseren Dienstleistungen gesichert sein."
Unterm Strich also bleibt durch jede höhere Vergütung, die der Pflegedienst mit den Pflegekassen aushandeln muss, immer weniger Pflegegeld für die pflegenden Angehörigen übrig, da seit Jahren für pflegende Angehörige keine Anpassung dieses Geldes an den Kaufkraftverlust stattgefunden hat. Das führt unterm Strich dazu, dass die Menschen auf Leistungen von Pflegediensten verzichten müssen, die dringend notwendig wären. Wer aber gezwungen ist, Einsätze aus Kostengründen abzusagen, ist schnell überfordert. ,,Wenn dann aus medizinischen Gründen eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig wird, kippt das System. Im Krankenhaus können Angehörige nicht mehr wie daheim von Angehörigen gepflegt werden. Insgesamt wird die Qualität der Pflege also durch die aktuelle Kostenentwicklung sinken," resümiert Björn Guske.
Was also tun? ,,Mehr Einsatz von technischen Pflegehilfsmitteln wäre ein Weg, um die wegfallenden Leistungen zu kompensieren. Dazu zählen Dinge, die heute bereits auf dem Markt erhältlich sind, wie etwa Matten für Bettflüchtige, die Signale abgeben, Notfall-Rufleitungen oder GPS-Tracker. Leider gibt es auch da Unterschiede zwischen geförderten und nicht-geförderten Hilfsmitteln. Noch besser wäre es jedoch, Pflegende Angehörige besser zu schulen. Da gibt es auch schon einen Ansatz im SAH. Wir haben hier die Familiale Pflege mit zwei Pflegefachkräften, die vor der Entlassung eingeschaltet werden und eine Pflege-Begleitung für bis zu sechs Wochen, im Übergang auch daheim, anbieten. Auch die Pflegekassen bieten Unterstützungs-Kurse an, aber alles in allem besteht hier noch ein großes ungenutztes Potential." (sah)